Mittwoch, 27. Mai 2020

Was ist Ergotherapie und was hat sie zum Ziel




Was ist Ergotherapie
Ergotherapie beruht auf medizinischer und sozialwissenschaftlicher Grundlage und ist ein ärztlich zu verordnendes Heilmittel. Das heißt Ergotherapie gibt es auf Rezept. Sie kommt bei Menschen jeden Alters mit Bewegungsstörungen, Körperempfindungs- oder Nervenleitungsstörungen, psychologischen und / oder zwischenmenschlichen Störungen zum Einsatz.

Ergotherapie hat zum Ziel
Menschen dabei zu helfen, die durch Entwicklungsverzögerung, Krankheit oder Verletzung verloren gegangene, beziehungsweise noch nicht vorhandenen Fähigkeiten für das Alltagsleben wieder zu erreichen. Handlungsfähig im Alltagsleben zu sein bedeutet, dass der Mensch die Aufgaben die er sich stellt und die ihm durch sein Leben bzw. die Gesellschaft gestellt werden für sich zufrieden stellend erfüllen kann.
Für eine effiziente Handlungsplanung ist Voraussetzung, dass körperliche, geistige und seelische Funktionen (weitgehend) unbeeinträchtigt sind und der Mensch sinnvoll mit der Umwelt umgehen kann.
In der Ergotherapie geht es nicht nur um mechanische Wiederherstellung körperlicher, geistiger oder seelischer Funktionen, sondern darum, dass der Mensch die verschiedenen Aufgaben in seinem Leben wieder bestmöglich erfüllen kann. Das Erreichen von größtmöglicher Selbstständigkeit und Unabhängigkeit im Alltagsleben und/oder Berufsleben ist das Ziel. Es stehen deshalb auch nicht einzelne Krankheitsanzeichen im Vordergrund, sondern die Einschränkung der Handlungsfähigkeit. Es interessiert, was kann der Mensch auf Grund seiner Erkrankung oder Verletzung nicht mehr tun und wie kann ihm geholfen werden.
Der Behandlungsform Ergotherapie liegt die Vorstellung zugrunde, dass entwicklungsverzögerte Kinder oder Kranke und Behinderte über Alltagstätigkeiten ihre für ein sinngebendes Leben erforderlichen Fähigkeiten entwickeln, erhalten oder wiedererlangen können.

Montag, 25. Mai 2020

Ergotherapie kann in vielen, ganz unterschiedlichen Bereichen helfen:





Ergotherapie mit Kindern
Ergotherapie wendet sich an Kinder vom Säuglings- bis ins Jugendlichenalter, wenn ihre Entwicklung verzögert ist, sie in ihrer Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Behinderung betroffen sind. Die Ursachen hierfür sind z.B. angeborene oder früherworbene Störungen des Bewegungsablaufs infolge von Hirnschädigungen oder Entwicklungsstörungen, Sinnesbehinderungen, Störungen der Wahrnehmungsverarbeitung, Störungen in der Sozialentwicklung (den Gemeinschaftssinn betreffend ) und Verständigungsfähigkeit, sowie seelische Erkrankungen und geistige Behinderungen, ADS und Hyperaktivität.
Übergeordnetes Ziel ist immer größtmögliche Handlungsfähigkeit und Selbstständigkeit des Kindes. Dazu gehört zum Beispiel:
-Verbesserung der Bewegungsabläufe, Anpassung der Muskelspannung und Geschicklichkeit
-Umsetzung und Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen =sensorische Integration ( SI )
-Verbesserung der Körperwahrnehmung und des Körperbewusstseins
-Entwicklung und Verbesserung der Fähigkeiten mit anderen Menschen zu Recht zu kommen, unter anderem in den Bereichen der Gefühlssteuerung, der Motivation oder der Verständigungsfähigkeit
-Integration des Kindes in Familie und Umwelt.
Behandelt wird unter anderem nach den Behandlungskonzepten von Jean Ayres (Sensorische Integrationstherapie). Affolter, Bobath, Castillo Morales, Frostig...
Grundsätzlich sollen alle in der Behandlung angebotenen Aktivitäten für das Kind in einem sinnvollen Handlungszusammenhang stehen.
Der tatsächliche Entwicklungsstand des Kindes / Jugendlichen ist die Grundlage aller Maßnahmen. Dafür müssen die geistigen, seelischen und körperlichen Fähigkeiten und Einschränkungen des Kindes erfasst werden. Die Beratung der Eltern und die intensive Zusammenarbeit mit ihnen sind unabdingbarer Bestandteil der Behandlung. Der Austausch mit anderen das Kind betreuenden Personen, kann, sofern dies von den Eltern befürwortet und genehmigt wird, eine zusätzliche Hilfe sein.

Ergotherapie in der Neurologie
Hier werden vor allem Erkrankungen des Zentralen Nervensystems zum Beispiel Zustand nach Schlaganfall, Schädel-Hirn-Verletzungen, Querschnittlähmungen, Multiple Sklerose oder Parkinson Syndrom behandelt. Diese weisen in der Regel sehr umfangreiche Störungsbilder auf, die sich vergleichsweise langsam und nur selten vollständig zurückbilden. Eine ergotherapeutische Behandlung in diesem Fachbereich beinhaltet zum Beispiel:
-Hemmung und Abbau krankhafter Haltungs- und Bewegungsmuster und Erlernen und Üben normaler Bewegungen
-Umsetzung und Verinnerlichen von Sinneswahrnehmungen
-sensorische Integration
-Verbesserung  von Grob- und Feinbewegungen
-Verbesserung von Gleichgewichtsfunktionen
-Verbesserung von neuropsychologischen Defiziten und Einschränkungen der geistigen Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Merkfähigkeit, Gedächtnis oder Lese-Sinn-Verständnis, das Erkennen von Gegenständen oder das Erfassen von Räumen, Zeit und Personen,
-Erlernen von Ersatzfunktionen
-Entwicklung und Verbesserung der Fähigkeiten unter anderem in den Bereichen der Gefühlssteuerung, der Affekte oder der Kommunikation,
-Training von Alltagsaktivitäten im Hinblick auf die persönliche, häusliche und berufliche Selbständigkeit
-Beratung bezüglich geeigneter Hilfsmittel und Änderungen im häuslichen und beruflichen Umfeld, eventuell Anpassung von Hilfsmitteln.
Um die oben beschriebenen Ziele zu erreichen, greift die Ergotherapie auf verschiedene Behandlungsansätze zurück, wie zum Beispiel: Jean Ayres, Bobath, Affolter, Johnstone, PNF, Perfetti, Castillo Morales oder andere.

Ergotherapie in der Orthopädie, Traumatologie und Rheumatologie
Wer wird ergotherapeutisch behandelt?
Menschen mit Störungen des Bewegungsapparates, z.B. bei / nach
- Amputationen
- Querschnittlähmungen
- Karpaltunnelsyndrom
- traumatischen und degenerativen Störungen der oberen und unteren Extremitäten und der Wirbelsäule
- Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
Welche Ziele verfolgt die Ergotherapie?
- Das Erreichen größtmöglicher Selbständigkeit im beruflichen, schulischen und häuslichen Alltag
-Erweiterung des gesamten Bewegungsausmaßes aller Gelenke
- Erprobung von Hilfsmitteln und Schienen
- Einüben schmerzarmer und kompensatorischer Bewegungsabläufe
- Umtrainieren der Gebrauchshand
- Wohnraumanpassung, mit Beratung vor Ort
Was beinhaltet die Ergotherapie?
- motorisch-funktionelle Übungen (Bewegung und Bewegungssteuerung)
- Training: Anziehen - Essen – Haushalt - Körperhygiene etc.
- Prothesentraining
- Hilfsmittelberatung, ggf. Hilfsmittelherstellung oder -adaption
- Beratung und Training zum Gelenkschutz

Ergotherapie mit älteren Menschen
( = in der Geriatrie )
Wer wird ergotherapeutisch behandelt?
Ältere Menschen
- mit akuten und chronischen Erkrankungen aus den Fachgebieten der Neurologie, inneren Medizin, Orthopädie, Chirurgie und Psychiatrie
- die aufgrund der oben genannten Störungsbilder und Mehrfach- erkrankungen in Senioren- und Pflegeheimen leben.
Welche Ziele verfolgt die Ergotherapie?
Förderung und Stabilisierung von vorhandenen und verloren gegangenen geistigen, sozialen und körperlichen Fähigkeiten Vermeidung/Verminderung von Abhängigkeit und Isolation. Selbständigkeit im Alltag Erweiterung und Erhaltung des Bewegungsausmaßes aller Gelenke Verbesserung der Handlungs- und Bewegungsplanung und -durchführung Förderung der Wahrnehmung in allen Sinnesbereichen Nutzung vorhandener Kompetenzen Förderung und Stabilisierung von Gedächtnisleistungen, Aufmerksamkeit, Konzentration und Orientierung Verbesserung und Erhaltung von individuell bestimmter Lebensqualität.

Was ist Ergotherapie und was hat sie zum Ziel

Was ist Ergotherapie Ergotherapie beruht auf medizinischer und sozialwissenschaftlicher Grundlage und ist ein ärztlich zu verordnende...